Klostermalkurse in Zell am Harmersbach feiern ihr 10-jähriges Jubiläum
Zehn Jahre nun schon finden im Zeller Kapuzinerkloster Wochenmalkurse mit der Profi-Künstlerin Veronika Olma statt. Nach wie vor ungebrochen ist der Zulauf – durch Anfänger und Fortgeschrittene gleichermaßen, inzwischen auch zum Zeichnen.
Drei Mal im Jahr räumt die Künstlerin ihr Atelier im bei Kaiserslautern gelegenen Enkenbach nahezu leer. 18 Staffeleien werden dann beispielsweise eingepackt, Recyclingteppich zur Bodenabdeckung, Arbeitstischchen. »Und wir nehmen alle Pigmente mit, alle Pinsel, alle Spachtelmassen, jedes Werkzeug«, erzählt die Inhaberin einer Malschule, »samt Verpackungsmaterial für den Heimtransport der im Kurs entstandenen Bilder.«
Hinzu kommen die ungezählten, von den MalschülerInnen vorbestellten Keilrahmen, die Veronika Olmas Lebensgefährte Wolfgang Löster baut – samt etlicher Meter Holzleisten, um im Bedarfsfall vor Ort weitere Rahmen in Wunschgröße fertigen zu können.
Auch sein Büro samt Computer, Drucker und Zweitmonitor verfrachtet der unverzichtbare technische und organisatorische Kursbegleiter in den geräumigen Kastenwagen, jeden Kubikzentimer auch eines Anhängers nutzend. Dennoch sind zwei Fahrten vonnöten, um alles zu transportieren. Hundekörbchen inklusive. Denn Batzi – der das bunte Leben gewohnte Mischlingsrüde – ist stets mit von der Partie.
Eineinhalb bis zwei Tage dauert es, bis in Zell alles wieder ausgepackt, in der Klosterhalle aufgebaut und gerichtet ist. Mindestens genauso viel Zeit nimmt das spätere Abbauen und Wieder-Einpacken in Anspruch. »Deshalb sind wir immer für zwei Wochen in Zell, also für jeweils zwei Kurse«, erklärt Veronika Olma, »weil sich der Wahnsinnsaufwand für nur eine Woche nicht lohnen würde.« Aber die große Halle hier, »die ist für unsere Zwecke einfach grandios«, schwärmt sie angesichts der hohen, lichtdurchfluteten Räumlichkeit, die pro Kurs im Schnitt 15 bis 17 Malschülern Platz bietet.
Zu 98 Prozent sind diese weiblich und kommen aus allen Himmelsrichtungen, mit ganz verschiedenen Berufen und Bildungsständen. Die Jüngste hat hier mit 13 Jahren angefangen, die Älteste zählt rüstig-stolze 93 Lenze. Der bislang am weitesten Angereiste war ein mit einer Dänin verheirateter Deutscher aus Nord-Norwegen, »der kam spontan mit dem Flugzeug nach Stuttgart und von dort mit dem Mietwagen hierher«, lacht Veronika Olma ihr sympathisches, erdiges Lachen.
Eitempera und mehr
An den Staffeleien sieht man trotz aller Konzentration entspannte Gesichter. Nicht selten mit dem einen oder anderen verschmierten Farbklecks verziert – das gehört dazu, man macht sich gegenseitig schon gar nicht mehr darauf aufmerksam. Was angesichts des Arbeitens mit Eitempera sowieso kein Problem ist.
»Mir gefällt das Material«, meint denn auch Malschülerin Simone, »weil die Eitempera lösungsmittelfrei ist, das finde ich toll, und weil man sie so lange bearbeiten kann.« Wer will, kann mit der schnell trocknenden Acrylfarbe arbeiten oder diese als Untergrund für die Eitempera verwenden. Simone aber ist kein Freund von Acryl: »Das ist nix für mich, ich brauch’ immer ein bisschen Zeit«, schmunzelt sie.
Für ihre Mitschülerin Charlotte ist es – wie für alle anderen – ein Fest für die Sinne, wenn sie sich aus der bestaunenswerten Vielfalt der pulvrigen Pigmente ihre eigenen Farben anrühren kann. Das dritte Mal ist sie jetzt schon im Zeller Klostermalkurs. »Weil die Veronika eine Malerin ist, die nie das Motiv kritisiert oder kommentiert, sondern immer nur technische Hilfestellung gibt – die Respekt hat vor jedem Künstler und vor jedem Bild.«
Bewusst arbeitet die Kursleiterin nicht schulisch. »Ich biete die große Freiheit an, dass jeder malen kann, was er will, und ich ihn dabei unterstütze«, erklärt sie. Lediglich eine Einschränkung gibt es: Ein anderes Bild abzumalen, das ist bei ihr verboten. Ohne Wenn und Aber.
»Unglaubliche Vielfalt«
Als »unglaublich« empfinden die Kursteilnehmer immer wieder die Vielfalt der Bilder, die aufgrund jener unbedingt zugelassenen künstlerischen Freiheit entsteht. Eine Vielfalt, die durch die Verwendung unterschiedlichster Techniken unterstrichen wird – neben dem Agieren mit Pinsel, Spachtel oder den Fingern wird da teils mit Farbe gesprüht, gespritzt oder gegossen, wie’s das Künstlerherz begehrt. Oder die aufgetragene Eitempera wird von der Leinwand stellenweise wieder abgewaschen, sei es per Schwämmchen oder mit einer Sprühflasche.
Zwischendurch erfolgt immer wieder eine Bildbesprechung. »Das ist für mich ein wesentlicher Teil meiner Kurse«, betont Veronika Olma. Wobei die Künstlerin zum einen Wert darauf legt, das Handwerk im Atelier zu lehren, wozu neben der Vermittlung von Aspekten wie Bildaufbau, Bild- und Kompositionskontrolle auch das Zurücktreten von der eigenen Arbeit und der Umgang mit den – auch beim Malen – unvermeidlichen persönlichen Krisen gehört. Zum anderen liegt ihr daran, mit ihren Schülern deren eigene Weltsicht herauszuarbeiten. »Das ist ja das eigentlich Spannende«, sagt sie, mit einem Blitzen in den Augen.
Dies stellt die eine Seite eines solchen Malkurses dar. Die andere Seite: »Mir gefällt die lockere, legere Art in diesem Kloster«, meint zum Beispiel Karl, »das ist einfach Erholung und Urlaub pur. Und nebenher macht man noch ein bisschen was für seine Kreativität.« Zumal man den Klostergarten sowohl zum Entspannen als auch zum Malen mitnutzen darf.
Finissage offen für jedermann
Dem kann die bereits zu Wort gekommene Charlotte nur zustimmen. Wie ihren Mitstreitern auch gefällt ihr die Atmosphäre im Haus der Begegnung, in dem die Unterbringungen erfolgt, das gemeinsame Essen, das anschließende gemeinsame Aufräumen. Und natürlich der gemeinsame Austausch: »zu sehen, was für Ideen, was für Inspirationen andere Leute haben.«
Die bildgewordenen Ergebnisse kann man am 5. Mai um 14.14 Uhr auf der Finissage des nach 10 Jahren zum
50. Mal stattfindenden Klostermalkurses begutachten – jedermann ist herzlich dazu eingeladen. »Je bunter das Publikum, desto besser«, lacht Veronika Olma auch im Namen des Klosters.